18.05.20: Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) e.V. zum Pflegebonus: Wahre Wertschätzung beschränkt sich nicht auf eine Prämie
In der vergangenen Woche wurde das ‚Zweite Gesetz zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite‘ verabschiedet. Ein Thema dabei: die seit Wochen angekündigte Corona-Prämie für beruflich Pflegende als Anerkennung ihrer geleisteten Arbeit in den Monaten der Pandemie.
Dass es damit nicht getan ist und dass der Umgang mit der Prämie einen faden Beigeschmack hat, stellt der Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) e.V. in einer Pressemitteilung vom 18.05.20 ausdrücklich fest.
Seit Wochen war sie im Gespräch, nun haben Bundestag und Bundesrat für beruflich Pflegende eine steuerfreie Belohnung ihrer harten Arbeit unter Corona-Bedingungen beschlossen. „Die jetzt nach längerem und streckenweise unwürdigem Geschacher um ihre Finanzierung bewilligte Prämie ist leider ein Dankeschön mit fadem Beigeschmack“, erklärte Prof. Christel Bienstein, Präsidentin des DBfK.
„Über Wochen konnten die Pflegenden erleben, dass die Prämie zwar vollmundig versprochen, dann aber ein Streit darüber ausgetragen wurde, wer sie bezahlen soll. Am Ende kann vorläufig nur noch mit zwei Dritteln des seinerzeit angekündigten Bonus-Betrags gerechnet werden – und zahlen müssen ihn die Beitragszahler der Sozialversicherungen. Das ist nur eine von mehreren Ungerechtigkeiten, die diese Prämie überschatten“, so Bienstein.
Noch gravierender sei, dass die Mitarbeiter/innen in der Akutpflege vollständig leer ausgehen. „Dabei haben gerade sie die besonders schwer Erkrankten versorgt und mussten dabei oft weit über ihre Belastungsgrenze gehen – mit hohem Risiko, sich anzustecken. Auch die Mitarbeitenden in Behinderteneinrichtungen oder der Rehabilitation wurden ‚vergessen‘. Die Ausgestaltung der Prämie ist damit ein weiteres Lehrstück für „Würdigung“ einer systemrelevanten Beschäftigtengruppe, die sich auf warme Worte, wohlklingende Versprechen und kaum greifbare Zusagen beschränkt. Die professionell Pflegenden hätten Besseres verdient!“, kritisert die DBfK-Präsidentin.
Schlechte Bedingungen für gute Pflege
Pflege war schon immer systemrelevant. Von der Politik festgestellt und öffentlich bekundet worden sei dies allerdings erst mit Ausbruch der Pandemie. Trotz so hoher gesamtgesellschaftlicher Bedeutung sei die Profession aber unverändert gekennzeichnet durch unterdurchschnittliche Bezahlung, geringes soziales Prestige, prekäre Arbeitsbedingungen, fehlende Autonomie und mangelnde Beteiligung an maßgeblichen Entscheidungen im System, so der Pflege-Berufsverband.
Eine systemrelevante Profession werte man nicht durch Lob und halbherzige Prämien auf, sondern durch nachhaltig angelegte Strategien, die sich parallel über viele Felder erstrecken müssen. Darauf weise der DBfK seit langem hin. Der Verband fordert deshalb für die Pflege: gute Bildung, gerechte Vergütung, Augenhöhe mit anderen Gesundheitsprofessionen, Perspektiven beruflicher Weiterentwicklung, gute Führung und vor allem Arbeitsbedingungen, die ein zufriedenes, langes Verbleiben im Beruf möglich machen.
Ob es gelingt, die jetzige Krise wirklich zu bewältigen, hänge stark davon ab, ob sich alle an die Schutzmaßnahmen halten. „Es ist ein großes Stück Solidarität und Verantwortung jedes Einzelnen gefordert, damit diejenigen, die aus gesundheitlichen Gründen oder wegen Ihres Alters, aber auch durch ihre Berufstätigkeit – beispielsweise in der Pflege – stärker gefährdet sind, nicht zusätzlich belastet werden. Das ist genauso viel Wertschätzung wie eine Prämie. Selbst wer Zweifel am Sinn einzelner Maßnahmen hat, muss in Betracht ziehen, dass er potenziell Andere gefährdet, und dann entsprechend verantwortungsbewusst handeln“, heißt es in der Mitteilung.
Die aktuelle Situation mit ihren Einschränkungen und Ungewissheiten sei eine Belastung für alle. Sich auf künftige Pandemien besser vorzubereiten, und dem unabhängig davon sich zuspitzendem Fachkräftemangel in der Pflege zu begegnen, werde nicht von einzelnen Aspekten wie beispielsweise einer Prämie abhängen. Sondern davon, ob alle Verantwortlichen die nötigen Lehren aus der Vergangenheit und der Gegenwart ziehen, so das Fazit des Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe.
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