Euthanasie

Euthanasie im Nationalsozialismus

Am 1. September 1939 ordnete Adolf Hitler durch einen persönlichen Erlass den Beginn der bereits geplanten „Euthanasie“ an. In den „Euthanasie“-Gasmordanstalten und anderen Heil- und Pflegeanstalten wurden etwa 300.000 Menschen durch Gas, Medikamente oder gezieltem Verhungernlassen ermordet.

Dieses dunkle Kapitel deutscher Geschichte, an dem sich unzählige Ärzte und Mediziner beteiligten, wirkt bis heute nach. Konkret z.B. zum jährlichen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar oder in den Debatten um die Tötung schwerstbehinderter Neugeborener in den Niederlanden bzw. generell in der Debatte um Sterbehilfe und Suizidbeihilfe.

Nachfolgend finden Sie chronologisch sortierte Meldungen zum Thema Euthanasie im Nationalsozialismus und die Aufarbeitung. Weitere Ergänzungen folgen demnächst.

Ergänzende Informationen:

Umfassende Informationen bietet die Arbeitsgemeinschaft Bund der „Euthanasie“-Geschädigten und Zwangssterilisierten (AG-BEZ)


Meldungen zum Thema Euthanasie im Nationalsozialismus

2020

21.07.20: Euthanasie-Gedenkstätten: Stellungnahme zur Triage in der Corona-Pandemie

In einer gemeinsamen Stellungnahme haben fünf Gedenkstätten zur Erinnerung an die nationalsozialistischen Euthanasie-Verbrechen ihre Sorge über die Diskussionen über die intensivmedizinische Versorgung von Senior*innen sowie Menschen mit Vorerkrankungen oder Behinderungen (Stichwort: Triage) in der Corona-Pandemie geäußert.

In der Stellungnahme vom 13. Juli 2020 erinnern die unterzeichnenden Gedenkstätten an Abwertung, Ausgrenzung und Ermordung von Menschen im Nationalsozialismus. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt in der Vermittlung der Geschichte dieser (Medizin-)Verbrechen.

» Mehr zur Stellungnahme der Gedenkstätten zur Diskussion um Triage


2018

16.11.18: Bundesarchiv macht seit 30.08.18 Namen der Opfer von NS-„Euthanasieverbrechen“ online zugänglich

Logo Arbeitsgemeinschaft Bund der "Euthanasie"-Geschädigten und ZwangssterilisiertenAm 30.08.18 teilte das Bundesarchiv in einer Presseaussendung mit, dass die Recherche nach Opfern der NS-„Euthanasieverbrechen“ erleichtert wird. Ab sofort ist eine personenbezogene Suche nach Patientenakten auch online möglich.

Die AG Bund der „Euthanasie“-Geschädigten und Zwangssterilisierten (AG BEZ) kritisiert in einer Stellungnahme die Entscheidung des Bundesarchivs und fordert einen sensibleren Umgang mit der Namensnennung.

» Mehr im ausführlichen Beitrag auf der Webseite der AG BEZ


26.01.18: Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar: Lebenshilfe erinnert an ermordete behinderte und kranke Menschen

Etwa 300.000 behinderte und kranke Menschen wurden während der Nazi-Zeit in ganz Europa systematisch getötet. Sie galten als „Ballastexistenzen“, als „Volksschädlinge“ und wurden als „lebensunwert“ aussortiert. An ihnen probte Hitler den späteren millionenfachen Mord an den Juden. Das grausame „Euthanasie“-Programm verbarg sich hinter dem Decknamen T4 – benannt nach der Zentrale in der Berliner Tiergartenstraße 4, wo das Töten geplant und verwaltet wurde. An dieser Stelle befindet sich heute eine Gedenk- und Informationsstätte.

Anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2018 bekräftigte die Bundesvereinigung Lebenshilfe das Lebensrecht von Menschen mit Behinderung.

Mehr zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar: Lebenshilfe erinnert an ermordete behinderte und kranke Menschen


2017

30.11.17: Verleihung des Hans-Frankenthal-Preises 2017 an die Arbeitsgemeinschaft Bund der „Euthanasie“-Geschädigten und Zwangssterilisierten am 29.11.17 in Hamburg

Verleihung des Hans-Frankenthal-Preises 2017 der Stiftung Auschwitz Komitee an die Arbeitsgemeinschaft Bund der „Euthanasie“-Geschädigten und Zwangssterilisierten am 29.11.17 in Hamburg Bild: Christian Frodl Public RelationsDer Hans-Frankenthal-Preis 2017 geht an die Arbeitsgemeinschaft Bund der „Euthanasie“-Geschädigten und Zwangssterilisierten, vertreten durch Margret Hamm, und das Theaterprojekt „Distomo – unbeglichene Schuld(en)“. Das hat der Stiftungsrat der Stiftung Auschwitz-Komitee in seiner jüngsten Sitzung entschieden.

Die mit insgesamt 3.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde am 29.11.17 im Lichthof der Staats- und Universitäts-Bibliothek Hamburg Carl von Ossietzky verliehen.

Zur Begründung hieß es in der Pressemitteilung der Stiftung vom 28.09.17: „Die Arbeitsgemeinschaft Bund der „Euthanasie“-Geschädigten und Zwangssterilisierten leistet seit vielen Jahren äußerst verdienstvolle Arbeit für eine Verfolgtengruppe, deren Stigmatisierung nach 1945 ungebrochen angedauert hat. Sie genießt hohes Ansehen bei Betroffenen und ihren Angehörigen ebenso wie bei Forscher_innen und Gedenkstätten, ohne dass sie finanziell oder institutionell abgesichert wäre. Nicht zuletzt wird die Kontinuität und Aktualität von Eugenik und Erbgesundheitsdenken in neuem Gewand (z. B. Pränataldiagnostik) aufgegriffen. Die Preisverleihung ist eine der letzten Gelegenheiten, noch lebende NS-Verfolgte zu würdigen.“ (…)

Im Rahmen der Verleihung stellten die PreisträgerInnen nach den Laudationes ihre Arbeit vor.

» Infos zum Hans-Frankenthal-Preis der Stiftung Auschwitz-Komitee

» Zur Webseite der Arbeitsgemeinschaft Bund der „Euthanasie“-Geschädigten und Zwangssterilisierten


Die Meldungen für 2014 – 2016 folgen demnächst

2013

17.11.13: Ärzte im Nationalsozialismus: Forschungspreis für historische Aufarbeitung verliehen

Am 15. November 2013 hat die Bundesärztekammer (BÄK), die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und das Bundesgesundheitsministerium (BMG) zum vierten Mal den mit insgesamt 10.000 Euro dotierten Forschungspreis für wissenschaftliche Arbeiten zur Geschichte der Ärzte während der NS-Diktatur verliehen. Auch wenn die Mitschuld der Ärzte an den Verbrechen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte wissenschaftlich untersucht wurde, sei die Rolle der Ärzteschaft im Dritten Reich bei weitem noch nicht ausreichend aufgearbeitet worden, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung zum Hintergrund der Preisverleihung.

Mehr zur Verleihung des Forschungspreises für wissenschaftliche Arbeiten zur Geschichte der Ärzte während der NS-Diktatur


12.07.13: Gegen das Vergessen: Baubeginn der Gedenk- und Informationsstätte für Opfer der NS-Euthanasie

Am 8. Juli 2013 begann offiziell der Bau der zentralen Gedenk- und Informationsstätte für die Opfer der „Aktion T 4“, dem Vernichtungsprogramm der Nationalsozialisten an behinderten und kranken Menschen. Die Gedenk- und Informationsstätte entsteht in der Tiergartenstraße 4 in Berlin. Dies teilte der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, Hubert Hüppe in einer Presseaussendung mit.

Mehr zum Baubeginn der Gedenk- und Informationsstätte für Opfer der NS-Euthanasie


01.02.13: Nationaler Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus: Behindertenbeauftragter erinnert an die Opfer der NS-„Euthanasie“-Verbrechen

Der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, Hubert Hüppe, hat am 30. Januar 2013 mit einer Gedenkfeier und einer Kranzniederlegung in der Tiergartenstraße 4 in Berlin der Opfer der NS-„Euthanasie“-Verbrechen gedacht. Anlässlich des nationalen Gedenktags für die Opfer des Nationalsozialismus erinnerte Hüppe mit der Gedenkfeier an die „Aktion T4“, die in der Tiergartenstraße 4 ihren Anfang nahm. Hier wurde das NS-Vernichtungsprogramm an behinderten und psychisch erkrankten Menschen geplant und organisiert.

Mehr zum Gedenktag und Erinnerung an die Opfer der NS-„Euthanasie“-Verbrechen


2012

27.05.12: Beschlüsse 115. Deutscher Ärztetag: Verbot organisierter Sterbehilfe gefordert – Nürnberger Erklärung zur NS-Medizin

Vom 22. bis 25 Mai 2012 fand in Nürnberg der 115. Deutsche Ärztetag statt. Dabei sprach sich der Ärztetag, d.h. die Hauptversammlung der Bundesärztekammer, für ein Verbot jeder Form der organisierten Sterbehilfe aus. Zudem gab er eine „Nürnberger Erklärung“ zur NS-Medizin ab.

Mehr im Themenspecial zu den Beschlüssen des 115. Deutscher Ärztetag zum Verbot organisierter Sterbehilfe und zur Nürnberger Erklärung zur NS-Medizin


28.01.12: Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar: Behindertenbeauftragter fordert mehr Aufklärung und Information über Hintergründe der Massenmorde an behinderten und psychisch erkrankten Menschen

Anlässlich des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar hat der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Hubert Hüppe, mehr Aufklärung und Information über die Hintergründe der Massenmorde an behinderten und psychisch erkrankten Menschen gefordert.

Mehr zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar.


2011

12.06.11: AKG-Härterichtlinienänderung für NS-Euthanasie-Geschädigte: Ausführende Behörde verweigert Auszahlung von beschlossenen laufenden Leistungen

„Euthanasie“-Geschädigten wird von der ausführenden Behörde die Auszahlung von beschlossenen laufenden Leistungen verweigert. Dies teilten zahlreiche Betroffene der Arbeitsgemeinschaft Bund der „Euthanasie“-Geschädigten und Zwangssterilisierten (AG BEZ) mit. Wie die AG BEZ in einer Pressemitteilung vom 8. Juni 2011 ausführte, beschloss der Deutsche Bundestag symbolträchtig am 27. Januar 2011 für die in der NS-Zeit Zwangssterilisierten und „Euthanasie“-Geschädigten eine monatliche Rente von 291,- Euro.

Mehr zur verweigerten Leistungszahlung für für NS-Euthanasie-Geschädigte


29.03.11: Geschichtliche Aufarbeitung: Bundesärztekammer legt Forschungsbericht zu Medizin und Nationalsozialismus vor

Die Bundesärztekammer hat am 23. März 2011 in Berlin den Forschungsbericht „Medizin und Nationalsozialismus“ vorgestellt. Darin geht es um die Verstrickungen von Ärzten an Verbrechen in der NS-Zeit.

„Ärzte haben in der Zeit des Nationalsozialismus aktiv an der systematischen Ermordung von Kranken mitgewirkt. Außerdem haben sich führende Vertreter der Ärzteschaft an der Vertreibung ihrer jüdischen Kolleginnen und Kollegen beteiligt. Auch wenn die Mitschuld der Ärzte an den Verbrechen der NS-Gewaltherrschaft im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte wissenschaftlich untersucht wurde, ist die Rolle der Ärzteschaft im Nationalsozialismus bei weitem nicht ausreichend aufgearbeitet worden“, erklärte der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe.

Mehr zum Forschungsbericht zu Medizin und Nationalsozialismus der Bundesärztekammer


2010

29.01.10: NS-Opfer-Gedenktag am 27. Januar: Lebenshilfe und Bund der „Euthanasie“-Geschädigten und Zwangssterilisierten fordern umfassende Opfer-Entschädigung

1939 unterzeichnete Hitler den „Euthanasie-Erlass“, eine extrem verharmlosende Bezeichnung für den Massenmord an behinderten und kranken Menschen. Er hatte die Unterschrift auf den 1. September datiert, um den Vernichtungskrieg nach innen und außen zeitgleich beginnen zu lassen. Zum 27. Januar 2010, dem Gedenktag der Opfer des Nazi-Regimes, forderte die Bundesvereinigung Lebenshilfe, dass endlich auch zwangssterilisierte sowie ermordete kranke und behinderte Menschen von der Politik als Opfer wahrgenommen werden.

Mehr im Themenspecial zum NS-Opfer-Gedenktag am 27. Januar: Lebenshilfe und Bund der „Euthanasie“-Geschädigten und Zwangssterilisierten fordern umfassende Opfer-Entschädigung


2009

27.01.09: Zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus: Erinnerung an „Euthanasie“-Morde

Zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2009 hat die Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung an die vielen tausend behinderten Menschen erinnert, die als angeblich „lebensunwertes Leben“ getötet wurden. Sie fanden zwischen 1939 und 1945 einen grausamen Tod in Gaskammern, wurden vergiftet oder mussten langsam verhungern.

Mehr zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus und Erinnerung an „Euthanasie“-Morde


2008

24.11.08: Meinungsumfrage unter Medizinern: Jeder Dritte für assistierten Suizid – jeder Sechste für aktive Sterbehilfe

Laut einer aktuellen repräsentativen, anonymen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Healthcare im Auftrag des Nachrichtenmagazins Spiegel unter 483 Ärzten würden 35 Prozent der Befragten eine Regelung befürworten, die es Ärzten ermöglicht, Patienten mit fortgeschrittener, schwerer, unheilbarer Krankheit beim Suizid zu helfen. Beihilfe zum freiverantwortlichen Suizid ist in Deutschland straflos, kann aber berufsrechtliche Konsequenzen haben. Ganze 16,4 Prozent der Mediziner sprachen sich zudem für die bislang in Deutschland verbotene aktive Sterbehilfe aus. Diese Ergebnisse wurden am 22. November 2008 bei Spiegel Online veröffentlicht.

Mehr im Themenspecial zur Meinungsumfrage unter Medizinern zu assistirtem Suizid und aktive Sterbehilfe


18.07.08: Zum 75. Jahrestag des NS-Erbgesundheitsgesetz: Humangenetiker-Gesellschaften räumen Verantwortung deutscher Wissenschaftler an NS-Verbrechen ein

Beim Internationalen Kongress für Genetik in Berlin hat die Deutsche Gesellschaft für Humangenetik (GfH) in einer Erklärung erstmals öffentlich die Verantwortung deutscher Wissenschaftler für den Massenmord an behinderten Menschen im Nationalsozialismus eingeräumt. Die Erklärung wird von der Deutschen Gesellschaft für Genetik (GfG) uneingeschränkt unterstützt und wurde beim Kongress am 14. Juli 2008 anlässlich des 75. Jahrestages der Verkündung des am 14. Juli 1933 in Berlin von der nationalsozialistischen Reichsregierung beschlossenen „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ veröffentlicht.

Mehr im Themenspecial zum 75. Jahrestag des NS-Erbgesundheitsgesetz: Humangenetiker-Gesellschaften räumen Verantwortung deutscher Wissenschaftler an NS-Verbrechen ein


27.01.08: Gedenktag für Opfer des Nationalsozialismus: Menschen mit Behinderungen waren erste Opfer des NS-Regimes

Anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2008, erinnerte der Beauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für die Belange der Menschen mit Behinderungen, Hubert Hüppe, in einer Pressemitteilung vom 24.01.08 daran, dass zu den ersten Opfern des Nationalsozialismus Menschen mit Behinderungen gehörten.

Mehr zum Gedenktag für Opfer des Nationalsozialismus


2007

20.08.07: 60. Jahrestag des Nürnberger Kodex: Erinnerung an die Grundsätze für Forschung und Medizin

Am 20. August 1947 ging der Nürnberger Ärzteprozess zu Ende. Angeklagt waren 20 Ärzte sowie drei weitere Personen als Organisatoren von Medizinverbrechen. Diese hatten als Vertreter der „staatlichen medizinischen Dienste“ des Dritten Reiches zum Teil mit wissenschaftlicher Methodik oder unter dem Deckmantel der Wissenschaft ohne Rücksicht auf Leben und Gesundheit der unfreiwilligen Probanden grausamste Experimente mit KZ-Gefangenen sowie Euthanasiemorde durchgeführt. Unter dem Eindruck der in 140 Verhandlungstagen nachgewiesenen Medizinverbrechen entstanden vor 60 Jahren die vom US-Militärgerichtshof formulierten zehn Grundsätze für die Forschung am Menschen.

Mehr zum 60. Jahrestag des Nürnberger Kodex

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