27.01.08: Gedenktag für Opfer des Nationalsozialismus: Menschen mit Behinderungen waren erste Opfer des NS-Regimes
Anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2008, erinnerte der Beauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für die Belange der Menschen mit Behinderungen, Hubert Hüppe, in einer Pressemitteilung vom 24.01.08 daran, dass zu den ersten Opfern des Nationalsozialismus Menschen mit Behinderungen gehörten.
Ab Juli 1933 wurden sie durch das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ systematisch erfasst. So genannte „Erbkranke“ wurden selektiert und zwangssterilisiert. Den nationalsozialistischen Euthanasiemorden im Rahmen des so genannten „T4-Programms“ fielen ab 1939 über 100.000 Menschen mit Behinderungen zum Opfer. An vielen weiteren wurden medizinische Versuche durchgeführt. Die Morde an kranken und behinderten Menschen waren Vorläufer und Vorbild der späteren Massenmorde in den Vernichtungslagern.
„Lebensunwertes“ Leben
Die Grundlage für die Verfolgung Behinderter und Kranker war bereits Jahre vor der NS-Diktatur gelegt worden. Dies habe laut Hüppe der jüdische Arzt und Leiter der Kommission zur Bewertung der medizinisch-wissenschaftlichen Erkenntnisse aus den Menschen-Experimenten während des Nazi-Regimes in einem Fachartikel dokumentiert. Schon früh hätte sich die Auffassung breit gemachte, dass es Leben gibt, das es nicht wert sei, gelebt zu werden.
Beklemmend sei, dass viele Forscher und Ärzte, die an den Forschungen aktiv beteiligt waren, nach dem Ende des Nazi-Regimes weiterhin in Deutschland forschen durften und Forschungsaufträge erhielten. Einige Forscher seien nach 1945 schon bald in Leitungsfunktionen deutscher Forschungseinrichtungen beschäftigt worden, erklärte Hüppe. „Unser Grundgesetz verpflichtet zu Achtung und Schutz der unantastbaren Menschenwürde. Träger der Menschenwürde ist jeder Mensch, unabhängig von Alter, Geschlecht, Rasse, Krankheit oder Behinderung. Die Erblast der NS-Verbrechen ist bleibende Mahnung, jeder Tendenz zur Wertabstufung von menschlichem Leben entschieden entgegenzutreten“, erinnerte der Abgeordnete.