29.09.06 Italien: Parlamentsstreit über Sterbehilfe

29.09.06 Italien: Parlamentsstreit über Sterbehilfe

Flagge ItalienIn Italien ist zwischen den Vorsitzenden der beiden Parlamentskammern ein Streit über Sterbehilfe entbrannt. Auslöser der Kontroverse war die Forderung von Staatspräsident Giorgio Napolitano nach einer parlamentarischen Debatte über das Thema. Dies berichtet die Netzeitung online am 25. September 2006.

Wie die Basler Zeitung vom 24.09.06 berichtete, hatte sich zuvor ein an Muskeldystrophie erkrankter 60-jähriger, Piergiorgio Welby, in Italien mit einem Appell zur Legalisierung der aktiven Sterbehilfe an Staatspräsident Giorgio Napolitano gewandt. Welby ist laut dem Blatt seit fast drei Jahrzehnten auf den Rollstuhl angewiesen und wird seit drei Monaten künstlich beatmet und ernährt. Er bitte um eine Legalisierung von Sterbehilfe, um sein Leben beenden zu können, schrieb Welby in seinem Brief. Bisher ist in Italien aktive wie auch passive Sterbehilfe verboten.

Das Wort Euthanasie hat keinen Platz in der politischen Debatte des Landes

Der Netzeitung unter Berufung auf italienische Medienberichte zufolge sagte Senatspräsident Franco Marini, das Wort Euthanasie habe keinen Platz in der politischen Debatte des Landes. Marini, der früher an der Spitze der christdemokratischen Gewerkschaft CISL stand, dränge nun auf die Verabschiedung eines Gesetzes über Patientenverfügungen.

Auch Vize-Ministerpräsident Francesco Rutelli von der linksliberalen Partei „Margherita“ habe eine politische Diskussion über das Thema Sterbehilfe als „absurd“ abgelehnt. Ebenso der ehemalige Landwirtschaftsminister Gianni Alemanno von den oppositionellen Rechtsnationalen. Er vertrat die Auffassung, ein Staatspräsident solle keinen Anstoß zu Debatten geben, „die das Land spalten und unserer Kultur fremd sind“. Der Präsident der Abgeordnetenkammer, Fausto Bertinotti von der „Kommunistischen Wiedergründung“, habe dagegen Napolitanos Appell unterstützt.

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