Hospiz- und Palliativversorgung

28.11.21: Koalitionsvertrag: DHPV kritisiert fehlende Sorge um Schwerstkranke und Sterbende

28.11.21: Koalitionsvertrag: DHPV kritisiert fehlende Sorge um Schwerstkranke und Sterbende

Koalitionsvertrag 2021 bis 2025Am 24.11.2021 haben SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP ihren Koaltionsvertrag für 2021 bis 2025 vorgelegt. „Mit dem jetzt vorliegenden Koalitionsvertrag versprechen die Regierungsparteien Fortschritt, Freiheit und Gerechtigkeit. Und vergessen dabei die hochaltrigen, schwerstkranken und sterbenden Menschen in unserer Gesellschaft“, kritisierte der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband (DHPV).

„Leider finden Hospizarbeit und Palliativversorgung mit keinem Wort Erwähnung im Koalitionsvertrag von SPD, FDP und Grünen. Das lässt zum einen befürchten, dass die Verantwortlichen hier keinen Handlungsbedarf sehen, zum anderen zeigt es leider auch die mangelnde Wertschätzung gegenüber Schwerstkranken und Sterbenden“, erklärte Prof. Winfried Hardinghaus, Vorsitzender des (DHPV) in einer Presseaussendung vom 26.11.21. „Eine Regierung, der auch die Solidarität mit Menschen am Lebensende ein Anliegen ist, hätte – wie von uns wiederholt gefordert – den weiteren Ausbau der Hospizarbeit und Palliativversorgung in den Koalitionsvertrag aufnehmen müssen.“

10-Punkte-Forderungspapier fand wenig Resonanz im Koalitionsvertrag

Der Fachverband hatte bereits Ende Oktober ein 10-Punkte-Forderungspapier veröffentlicht. Es enthält Eckpunkte für eine Weiterentwicklung der Versorgung und Begleitung Schwerstkranker und Sterbender. Darin benennt der DHPV konkrete Aufgaben für die politisch Verantwortlichen in der 20. Legislaturperiode. Damit fand der Verband aber offensichtlich leider wenig Gehör bei den Koalitionspartnern.

Zwar gebe es einige Ansätze im Gesundheitsbereich und bei der Pflege. Konkret etwa die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Löhne sowie die angekündigte Ausgestaltung einer zukunftssicheren, bedarfsgerechten und wohnortnahen gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung. „Trotzdem hat der gesellschaftliche Wandel in Bezug auf die demographische Entwicklung, die Versorgung alter und pflegebedürftiger Menschen und die Versorgung am Lebensende offenbar nicht den Stellenwert wie etwa die Digitalisierung oder der Klimawandel“, sagte Hardinghaus.

In Anbetracht der allgemein bekannten kritischen Situation der Palliativversorgung in den Pflegeheimen oder auch auf den Allgemeinstationen der Krankenhäuser gebe es aber auch über fünf Jahre nach dem Hospiz- und Palliativgesetz dringenden Handlungsbedarf. Daher fordert der DHPV von der neuen Bundesregierung, bei der Umsetzung einzelner Punkte aus dem Koalitionsvertrag die Interessen schwerstkranker und sterbender Menschen und ihrer Angehörigen zu berücksichtigen.

Assistierter Suizid ist keine normale oder gar idealisierte Lösungsstrategie

So könne der assistierte Suizid nicht als normale oder gar idealisierte Lösungsstrategie dargestellt werden, wie es der Koalitionsvertrag nahelegt. Stattdessen bedürfe es einer gesamtgesellschaftlichen Anstrengung, um die Suizidprävention zu erweitern und zu sichern. Dies sollte durch ein eigenes umfassendes Suizidpräventionsgesetz möglich werden. Das Regelwerk sollte flächendeckend niederschwellige Zugänge zur Information, Beratung und zu therapeutischen Hilfen sicher stellen.

Berührungspunkte gibt es nach Ansicht des DHPV in diesem Zusammenhang auch beim vorgesehenen Nationalen Präventionsplan gegen Einsamkeit und Suizid. Hier sei es nicht ausreichend, die Suizidprävention nur im Rahmen einer allgemeinen Stärkung der Prävention zu verorten. „Bedarfsgerechte und überall zugängliche Angebote hospizlicher Begleitung und palliativer Versorgung sind für eine gelingende Suizidprävention unerlässlich und müssen hier mitgedacht werden“, gab Hardinghaus zu bedenken.

Außerdem fordert der DHPV dringend, hospizliche und palliative Interessenvertretungen bei der zukünftigen Gesundheitskommunikation des Bundes einzubeziehen. Dabei sollen bessere Information über die Möglichkeiten der Hospizarbeit und Palliativversorgung die Rechte und die Selbstbestimmung der Menschen stärken.

„Trotz aller Bemühungen sind die Angebote der hospizlichen Begleitung und palliativen Versorgung nach wie vor zu wenig bekannt bzw. mit unklaren oder gar falschen Vorstellungen verbunden. Diese Informationsdefizite müssen behoben werden. Hier bedarf es dringend einer Zusammenarbeit von Politik und Gesundheitssystem mit den entsprechenden Interessenvertretungen aus Hospizarbeit und Palliativversorgung“, so Hardinghaus abschließend.

Ergänzende Informationen:

01.11.21: DHPV veröffentlicht 10-Punkte-Forderungspapier für eine Weiterentwicklung der Hospizarbeit und Palliativversorgung

PDF Koalitionsvertrag 2021–2025 zwischen der SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP
Veröffentlicht am 24.11.21 (178 Seiten im PDF-Format)

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