11.01.08: Statt aktiver Sterbehilfe: Mediziner fordern mehr Palliativversorgung und Hospize

11.01.08: Statt aktiver Sterbehilfe: Mediziner fordern mehr Palliativversorgung und Hospize

Einen Ausbau der Palliativversorgung statt aktiver Sterbehilfe haben Ärztevertreter auf dem 32. Interdisziplinären Forum der Bundesärztekammer in Berlin Anfang Januar 2008 gefordert. „Die Palliativmedizin muss fester Bestandteil der heutigen Medizin werden“, forderte der Palliativmediziner Prof. Dr. Eberhard Klaschik vom Malteser Krankenhaus Bonn/Rhein-Sieg im Hinblick auf die Diskussion der vergangenen Jahre zum Thema aktive Sterbehilfe.

Palliativmedizin habe sich zum Ziel gesetzt, Menschen in ihrer Ganzheitlichkeit zu betreuen, d.h. in ihrer physischen, psychischen, sozialen und spirituellen Dimension, um so Leiden umfassend zu lindern und dabei die Würde und Autonomie des Menschen zu achten. „Der Unterschied zwischen der aktiven Sterbehilfe und der Palliativmedizin liegt darin, dass nicht der Leidende, sondern die Symptome des Leids wie Schmerz und Einsamkeit beseitigt werden“, erklärte Klaschik laut einer Pressemitteilung der Bundesärztekammer vom 10. Januar 2008.

In Deutschland erkranken laut Bundesärztekammer jährlich etwa 400.000 Menschen an einer Tumorerkrankung. 240.000 von ihnen leiden an behandlungsbedürftigen Tumorschmerzen. „90 Prozent dieser Patienten können erfolgreich schmerztherapeutisch behandelt werden. Die Realität zeigt aber, dass Tumorpatienten insbesondere im ambulanten Bereich immer noch deutlich unterversorgt sind“, erklärte Klaschik.

Erst die Hälfte der erforderlichen Palliativ- und Hospizbetten vorhanden

Der Ausbau der palliativmedizinischen Versorgung sei in den letzten zehn Jahren zwar durchaus positiv verlaufen. Nach internationalen Standards gebe es aber bundesweit erst die Hälfte der erforderlichen Palliativ- und Hospizbetten, deren Verteilung zudem erhebliche regionale Differenzen aufweise. Auch ständen in der ambulanten Versorgung in Deutschland derzeit lediglich 80 statt der benötigten 320 qualifizierten Palliativdienste bereit.

Prof. Dr. Jens Scholz, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (Campus Kiel) berichtete von den Ängsten vieler Menschen, dass mittels technisierter Intensivmedizin in sinnloser Weise das Sterben und Leiden von Patienten verlängert werde. „Sie würden einen Tod ohne langes Siechtum und ohne Abhängigkeit von technischen Apparaturen vorziehen“, so Scholz. Hier könne eine gute und flächendeckende Palliativmedizin den Ruf nach aktiver Sterbehilfe verhallen lassen.

„Wir wissen, dass Menschen, die unheilbar krank sind, aber deren Schmerzen wirksam bekämpft und deren Sorgen ernst genommen werden, auch die letzten Tage ihres Lebens als lebenswert erleben. Die Palliativmedizin kann also dazu beitragen, das Vertrauen der Menschen in eine fürsorgliche Medizin am Lebensende zu stärken“, erklärte der Mediziner.

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