10.04.10: Bedenklich: Steigender Mitgliederzuwachs bei Schweizer Sterbehilfe-Organisation Exit

Flagge SchweizDer Schweizer Sterbehilfeorganisation Exit sind vergangenes Jahr ungewöhnlich viele neue Mitglieder beigetreten. Wie der Verein am 6. April 2010 zur Vorstellung des Jahresberichts mitteilte, stieg die Zahl der Vereinsmitglieder in der Deutschschweiz und Tessin um 2000 auf insgesamt 53.000.

Grund für den Zuwachs sei nach Ansicht von Exit „der Angriff des Bundesrates auf das Selbstbestimmungsrecht“, der zu dieser „Jetzt erst recht“-Reaktion beigetragen haben könnte. Der Schweizer Bundesrat hatte im Oktober letzten Jahres vorgeschlagen, Sterbehilfe stark zu reglementieren oder Sterbehilfeorganisationen sogar ganz zu verbieten (siehe das Themenspecial vom 31.10.09 unten).

Insgesamt habe es laut Jahresbericht rund 1.500 Anfragen an Exit gegeben, wobei im Zuge der Beratungen bei 377 Mitgliedern Abklärungen für eine Suizidbegleitung getroffen worden seien. Insgesamt 217 Menschen begleitete die Sterbehilfeorganisation 2009 beim Suizid. Damit stieg die Zahl der Suizidbegleitungen gegenüber den Vorjahren weiter an, 2008 waren es 167 gewesen, ein Jahr zuvor 179.

Die Gründe für den Anstieg seien insbesondere der stetige Mitgliederzuwachs, der steigende Bekanntheitsgrad der Organisation sowie die Demographie der Schweiz, d.h. starkes Bevölkerungswachstum und eine deutliche Alterung der Gesellschaft, und des Vereins, d.h. viele langjährige Mitglieder. Entsprechend schnell steige das Durchschnittsalter der Sterbewilligen. Dem Verein zufolge lag es 2008 noch bei 74 Jahren, ein Jahr später hatte es bereits 76 Jahre erreicht.

Weitaus am häufigsten war, wie bisher auch, die Krebserkrankung die Grunddiagnose der Sterbenden. Offensichtlich entspreche die Freitodhilfe auch einem „Bedürfnis der Bevölkerung“. Wie Exit betonte, blieben Freitodbegleitungen insgesamt aber selten und betreffen weit weniger als ein Prozent der jährlich 63.000 Todesfälle in der Schweiz. Für Kritiker ist dies dennoch mehr als genug.

Ergänzende Informationen:

Nach oben

Zurück zur Themenrubrik