08.11.12: Finanzielle Kürzungen bei Fallpauschalen geplant: Palliativmedizin im Krankenhaus gefährdet

Im kommenden Jahr sollen bestimmte Zusatzentgelte (ZE 60) für die sogenannte Palliativmedizinische Komplexbehandlung im Operationen- und Prozedurenschlüssel (OPS) gekürzt werden. Hierauf machte die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) am 06.11.12 in einer Presseaussendung aufmerksam. In einer Stellungnahme äußerte der Verband seine Besorgnis über die Kürzungen. Was diese für den Laien kaum verständlichen und von den Medien bislang nicht aufgegriffenen finanziellen Einschnitte in der Praxis bedeuten, bringt die Stellungnahme auf den Punkt.

„Besonders Einrichtungen der spezialisierten stationären Palliativversorgung werden durch das bis zu 20 Prozent reduzierte Entgelt nicht mehr kostendeckend arbeiten können. Bereits bestehende Palliativstationen und mobile Teams (Konsiliardienste) in Krankenhäusern, die ihre Arbeit über die ZE 60 refinanzieren, werden aus ökonomischen Gründen von der Schließung bedroht sein. Die nicht adäquate Finanzierung wird den notwendigen weiteren Auf- und Ausbau palliativmedizinischer Einrichtungen im Krankenhaus nachhaltig behindern“, heißt es in dem Papier.

Die DGP steht nach eigenem Bekunden in Kontakt mit dem Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI), der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) und dem Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK). Sie will so eine leistungsgerechte Abbildung der stationären Palliativversorgung erwirken und den jetzigen Trend stoppen. Ob das gelingen wird, bleibe jedoch fraglich.

„Wir fordern in diesem Zusammenhang dringend die Fortsetzung der Regelungen zur Besonderen Einrichtung“ so die DGP. Denn dies könne im notwendigen Übergangszeitraum bis zu einer grundsätzlichen Lösung eine gerechtere Vergütung ermöglichen. „Angesichts der akuten Gefährdung einer qualitativ hochwertigen stationären Palliativversorgung erwarten wir kurzfristige Lösungen“, bekräftigt die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin. Die DGP betonte abschließend, sie seien offen, „gemeinsam andere Wege und Regelungen zur gerechten Finanzierung zu finden.“ Sie setzt sich für die Initiativen nachhaltig ein.

Kleiner Aktionsaufruf

Der Journalist und Rechtsanwalt Dr. Oliver Tolmein appelliert in einem Blog-Beitrag vom 06.11.12 dazu eindringlich an engagierte Gruppen, beim Thema Palliativmedizin ebenfalls aktiv zu werden.

„So blumig und mit Selbstbestimmungsfloskeln gewürzt die gesundheitspolitische Rhetorik klingt, wenn es um die letzte Lebens- und Behandlungsphase geht, so gering ist die Bereitschaft in eine entsprechend gute (von optimal spricht schon niemand) Versorgung zu investieren. Es bleibt zu hoffen, dass das breite Spektrum der in diesem Sektor tätigen Gruppen und Organisationen sich zu Wort meldet. Denn nur wenn die Gesellschaft signalisiert, dass sie sich auch für die scheinbar nur (kosten-)technischen Fragen interessiert, wird hier irgendwann ein Umlenken stattfinden.“ Diesem Aufruf von Tolmein auf seinem neu eröffneten Biopolitik-Blog kann man sich nur anschließen.

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