05.07.13: Neues Forum zur Palliativ- und Hospizversorgung in Deutschland: Plattform zur Erörterung aktueller Themen und Lösungsansätze gestartet

Am 4. Juli 2013 hat sich das Forum „Palliativ- und Hospizversorgung in Deutschland“ im Bundesministerium für Gesundheit (BMG) in Berlin konstituiert. Mit der Einrichtung dieses neuen Forums unterstützt das BMG den Ausbau und die Weiterentwicklung der Palliativ- und Hospizversorgung. Grundlage ist die „Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland“.

Wie das Bundesministerium für Gesundheit in einer Presseaussendung mitteilte, wird das Forum maßgeblichen Akteuren eine Plattform zur Erörterung aktueller Themen aus der Palliativ- und Hospizversorgung und zur Entwicklung konkreter gemeinsamer Lösungsansätze bieten. Das Forum wird vom BMG geleitet und soll in regelmäßigen Abständen – ca. zweimal im Jahr, bei Bedarf auch häufiger – zusammentreffen.

Die Parlamentarische Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz, die die konstituierende Sitzung geleitet hat, erklärte dazu: „Es gilt, Sterben als Teil des Lebens zu begreifen und sterbenden Menschen bis zuletzt menschenwürdige Bedingungen zu garantieren. In den letzten Jahren haben wir schon viel erreicht, zum Beispiel der Ausbau der Spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV), die Neuregelungen der Zuschüsse der Gesetzlichen Krankenkassen für ambulante und stationäre Hospizversorgung und die Verstärkung der Palliativmedizin im Studium. Mit dem heute ins Leben gerufenen Forum wollen wir zu einer weiteren Verbesserung der Palliativ- und Hospizversorgung beitragen.“ Gemeinsames Ziel sei der notwendige Transfer von Hospizkultur und Palliativversorgung in die Regelversorgung.

Patientenschützer fordern Masterplan Palliativversorgung – Nur 20 Prozent der Sterbenden erhalten professionelle Hilfe

Unterdessen forderte zur ersten Sitzung des Forums Palliativ- und Hospizversorgung in Deutschland der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz (ehemals Deutsche Hospiz Stiftung), Eugen Brysch, einen „Masterplan Palliativversorgung“. Die Patientenschützer begrüßten, dass sich Leistungserbringer, Kostenträger und das Gesundheitsministerium jetzt regelmäßig treffen. „Schließlich brauchen 60 Prozent der Sterbenden in Deutschland professionelle Angebote bei der Sterbebegleitung, das sind mehr als 500.000 Menschen jährlich. Tatsächlich erhalten aber nur etwa 100.000 Sterbende durch ambulante Angebote, Hospize und Palliativstationen eine entsprechende Hilfe. Das sind nur 20 Prozent“, erläuterte Brysch in einer Pressemitteilung.

Er kritisierte, dass weiterhin sterbende Menschen in Pflegeheimen von der stationären Hospizversorgung ausgeschlossen würden. „Während die Sozialkassen für einen Platz im Hospiz bis zu 7500 Euro im Monat zur Verfügung stellen, liegt dieser Betrag für Pflegeheime bei maximal 1500 Euro. Damit wird deutlich, dass die stationären Hospize ihren 25.000 Bewohnern eine ganz andere Versorgung anbieten können, als es den deutschen Pflegeheimen für ihre 750.000 Pflegebedürftigen möglich ist“, so Brysch. Ebenso sei praktisch ausgeschlossen, dass ein Pflegeheimbewohner in ein stationäres Hospiz wechselt. Das hätten Kassen und Hospizbetreiber so entschieden.

Es müsse geklärt werden, warum Patienten in Pflegeheimen auch bei der Schmerzversorgung benachteiligt werden. „Wie in einem Hospiz gibt es auch in einem Pflegeheim keinen eigenen Arzt, dafür aber Pflegekräfte mit Palliativ Care Ausbildung. Trotzdem dürfen sie keinen Vorrat mit hoch wirksamen Schmerzmedikamenten anlegen. Deshalb ist es von großer Bedeutung, dass sich das Forum konkrete Ziele setzt. Wann erhalten alle Sterbenden in Deutschland, egal ob sie Zuhause, im Pflegeheim oder im Krankenhaus sterben, diese spezielle Versorgung?“ fragt Brysch.

Wichtig sei auch, dass das Forum alle Zahlen zu dem Thema offen legt. „Als anerkannt maßgebliche Organisation fordert die Deutsche Stiftung Patientenschutz einen Masterplan Palliativversorgung in Deutschland.“

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