03.01.13: Mahnende Worte zu Weihnachten und Silvester: Bischöfe predigen für das Lebensrecht

Vor dem Hintergrund der jüngsten biopolitischen Entwicklungen in Bezug auf Lebensanfang und Lebensende fanden diverse Bischöfe in ihren Predigten zwischen Weihnachten und Neujahr mahnende Worte für das Lebensrecht.

„Wir feiern Weihnachten als Fest der Ankunft Gottes in Menschengestalt – und damit auch als Fest des Menschen“, erklärte der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen am ersten Weihnachtsfeiertag im vollbesetzten Fuldaer Dom. „Der Mensch wurde durch Gott in seiner Würde wunderbar erschaffen“, sagte der Oberhirte und stellte heraus, dass die Weitergabe des Glaubens um des Menschen willen von fundamentaler Bedeutung sei. Denn der Mensch könne sich in seiner Würde nur begreifen, wenn er um seine Herkunft aus dem dreifaltigen Gott wisse. Dies sei auch der tiefe Grund, warum die Kirche sofort reagieren müsse, wenn des Menschen Würde zunehmend zum „Spielball der Technik und unbeherrschbarer Mächte“ verkomme.

„Präimplantationsdiagnostik, Bluttests zur Früherkennung des Down-Syndroms bei Ungeborenen und deren Selektion in der Konsequenz, aber auch erleichterte Möglichkeiten zum Suizid offenbaren eine Respektlosigkeit hinsichtlich der Menschenwürde“, betonte Algermissen. Als Folge aus der Menschwerdung Gottes müssten Christen demgegenüber im Namen Jesu Kranke heilen und Sterbende pflegen, damit sie würdevoll ihren letzten Weg gehen könnten. Christen seien zwar keine Friedenstörer, müssten sich aber „in weihnachtlicher Konsequenz“ dort massiv als „Störenfriede“ betätigen, wo immer die „Mächte des Todes“ am Werk seien, sei es im politischen, wirtschaftlichen oder militärischen Bereich.

Biopolitisch wichtige anstehende Entscheidungen

Karl Kardinal Lehmann, Bischof von Mainz, erinnerte in seiner Jahresschlussandacht am 31. Dezember im Mainzer Dom an drei Hauptfelder, auf denen wichtige Entscheidungen bevorstünden. Hierfür gelte es, sich spirituell und theologisch stark zu machen, um Aufgaben und Probleme in unserer Gesellschaft intensiv mitzudiskutieren und auf die Beratungsprozesse einzuwirken. „Einmal ist es nach wie vor der Schutz des menschlichen Lebens zwischen Empfängnis und Geburt. Es gibt nicht nur einige neuere Probleme, wie notwendige Klärungen zur Präimplantationsdiagnostik, sondern wir müssen auch das Eintreten für das ungeborene Kind wieder neu stärken, da dieser wichtige Auftrag der Kirche in unserer Zeit hier und dort nachlässt“, so Kardinal Lehmann. Wenn es um den Eintritt in das Leben geht, habe dies meist auch Folgen für das Lebensende und umgekehrt.

„In nächster Zeit fallen im Deutschen Bundestag wichtige Entscheidungen zur Strafbarkeit der gewerbsmäßigen Förderung der Selbsttötung. Wir sind selbstverständlich für eine solche Regelung. Aber wir wollen auch über die gewerbsmäßige Hilfe hinaus eine klare und eindeutige Absage an jede Form der organisierten Suizidhilfe“, bekräftigte der Bischof (siehe dazu das Themenspecialvom 15.12.2012 unten). „Es ist notwendig, die Palliativmedizin weiterzuentwickeln und das Hospizangebot auszubauen. Die Suizidwilligen, die aus psychischen oder anderen Gründen keinen Sinn mehr in ihrem Leben sehen, benötigen Hilfe zum Leben und nicht Hilfe zum Sterben“, gab Lehmann zu bedenken.

Erzbischof Joachim Kardinal Meisner erinnerte in seiner Predigt zum „Fest der Unschuldigen Kinder“ im Hohen Dom zu Köln am 28. Dezember daran, das Gott „ein Gott des Lebens“ ist. „Und der Mensch, als sein Ebenbild erschaffen, soll leben – hier zeitlich und dort ewig. Und darum ist das Töten von Menschen ein Widerspruch in sich selbst, namentlich das Töten von Kindern, von ungeborenen oder geborenen, aber auch der alt gewordenen Menschen, ist eigentlich ein skandalöser Aufstand gegen die Schöpfungsordnung“, so Meisner.

Herr über Leben und Tod als Quelle des Unfriedens

Auch Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann vom Bistum Speyer wandte sich gegen die Suizidhilfe. „Der mit sich selbst unversöhnte Mensch, der sich zum Herrn über die Schöpfung, zum Herrn über Leben und Tod macht, ist die eigentliche Quelle des Unfriedens“, erklärte er in seiner Weihnachtspredigt laut Protokoll. „Dabei darf man natürlich nicht verkennen, dass so manches in diesem Bereich nicht aus Überheblichkeit, sondern auch aus Verzweiflung geschieht: aus Verzweiflung am Elend der leidenden Schöpfung. Aber Verzweiflung, so sehr man mitfühlen kann, ist nie eine Form der Liebe. Das ist die Gradwanderung Gottes in seiner Menschwerdung: dass er die Liebe durchträgt bis ins Letzte und uns so Würde gibt“, so Wiesemann.

„Wenn jetzt etwa in einem in Windeseile eingebrachten Gesetzesentwurf die Bundesregierung die gewerbliche Beihilfe zum Suizid unter Strafe stellen will, dann bedeutet das keine eindeutige Absage an die organisierte Sterbehilfe. Schon ändern Sterbehilfe-Organisationen ihre Satzungen, um vom neuen Gesetz gedeckt ihr Ziel auch weiterhin verfolgen zu können“, warnte er. „Was die Menschen aber brauchen, ist Beistand im Leben, nicht Mitwirkung am Sterben. Der Friede von Weihnachten kann in unsere Welt nur einkehren, wenn der Mensch – und der Gesetzgeber dabei als erster – die Grenzen eindeutig annimmt, die gesetzt sind. Und deren erste ist: Der Mensch ist nicht Herr über Leben und Tod“, mahnte Wiesemann.

Alle Predigten im Wortlaut finden sich auf den Webseiten der Bistümer.

Ergänzende Informationen:

Themenspecial vom 15.12.2012 zur Sterbehilfe-Debatte: Expertenanhörung im Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages zu Gesetzentwurf zur Strafbarkeit gewerbsmäßiger Suizidhilfe

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